Überraschend oder absehbar – ganz gleich wie sie eintreffen, allen Krisen ist eines gemeinsam: Sie sind nicht willkommen, sind schmerzhaft und immer mit Turbulenzen verbunden. Krisen können in allen Lebensbereichen auftreten. Sie sind persönlich und individuell verschieden erlebbar, egal ob sie einzelne Personen betreffen, eine soziale Gemeinschaft oder die Gesellschaft.
Aufgrund eines plötzlich eintretenden Ereignisses oder schleichend über eine Häufung von kritischen Situationen entsteht eine schwierige Situation – ein Konflikt, der bis zum totalen Zusammenbruch eines Systems führen kann. In einer Krise werden die funktional aufeinander abgestimmten Aufgaben nicht mehr erledigt. Der Ausfall nur einer Funktion kann bereits genügen, eine massive Störung auszulösen. Verlässlich funktionierende Strukturen geraten ins Wanken. Der Takt gerät aus dem Gleichgewicht.
Im öffentlichen Leben haben die Krisen Namen wie Pleite, Skandal oder Störung. Wenn sie die Gesundheit betreffen, heißen sie Krankheit. Krisen stellen eine Gefahr des Verlustes von Werten dar. Das kann die körperliche Unversehrtheit oder die Gesundheit sein, die materiellen Güter betreffen oder die gesellschaftliche Ordnung. Die Gefahr des Werteverlustes oder die Aufgabe einer bestehenden Ordnung wird immer als Bedrohung erlebt. Sie fordert deren Abwehr mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und Kräften – der tatsächliche Verlust käme einem Ende gleich.
Aus dem Gleichklang gerissen
Die äußerst schwierige Lage einer Krisensituation bewirkt spontan ein Innehalten. Wie ein Schock legt sie Abläufe lahm und zwingt kurzzeitig zum Stillstand – nichts denken und nichts fühlen scheinen einen Schutzmechanismus auszulösen. In jedem Fall verschafft dieser Zustand Zeit, die aktuelle Situation zu realisieren. Durch die mit der Krise meist einhergehenden Erschöpfung stagniert die Entwicklung, es geht bergab. Die ungewohnte Lage führt zur Verunsicherung der Betroffenen. Sie wird als Schwäche erlebt und zeigt sich als Zukunftsangst.
Die Herausforderung
Der Erkenntnis einer Krise muss das Erkennen folgen. Den Ursachen auf den Grund gehen heißt, die Situation zu analysieren. Voraussetzung dafür ist, die aktuelle Lage anzunehmen und sich auf die Gegebenheiten einzulassen. Schmerzen und Emotionen müssen in dieser Phase Rationalem weichen, damit die zwingend zu erfolgende Bestandsaufnahme zu wirklichen Erkenntnissen führen kann. Wenn dabei subjektive und objektive Wahrnehmungen abgeglichen werden können, hat die realistische Einschätzung der Sachlage eine Chance.
Ungeahnte Kräfte werden mobilisiert
Im Prozess der Analyse werden Kräfte frei. So wie der Überlebenswille todkranke Menschen gesund werden ließ, haben Menschen mit Mut und Zuversicht Kriege überstanden. Aus der Erschöpfung heraus haben sie mit enormer Tatkraft wahre Wunder vollbracht. Das Bestreben, Lösungen aus der Krise zu finden, führt zu neuen Wegen. Mit Entschlusskraft werden notwendige Entscheidungen getroffen, Ressourcen aufgespürt und überlegt, wie sie nutzbar gemacht werden können. Damit wird der Manifestation negativer Emotionen und scheinbarer Hilflosigkeit entgegengewirkt. Der Zwang der Krise führt nicht selten dazu, das Zusammenleben positiv zu verändern, die Achtsamkeit und die Demut als Werte im Leben wiederzuentdecken.
Die Bereitschaft für Veränderungen
Die Krise ist Chance und Motor zugleich, denn nichts ist so, wie es einmal war. Alles auf Anfang geht nicht, aber ein Neustart ist möglich. Den durch die Krise entstandene veränderten Bedingungen folgen meist Erneuerungen, entwickelt aus Ideen und wieder erwachter Schöpferkraft. Daraus entwickeln sich strukturelle Umgestaltungen im Arbeitsbereich, in der Gesellschaft, in der Familie oder auch der persönlichen Ernährungsgewohnheiten.
In Zeiten einer Krise entstehen oft neue Gesetze und Vorschriften, die die Rahmenbedingungen der gesellschaftlichen Veränderungen bilden. Voraussetzung für das erfolgreiche Gelingen ist die Bereitschaft. Die Motivation ist in der erstrebenswerten Zukunft zu finden – Generationen vor uns haben Krisen bewältigt, wir werden es für uns und die nächste tun.
Gemeinsam oder einsam – hat jeder eine Chance in der Krise?
Eine Krise birgt die Gefahr der Depression. Das Verharren im Krisenmodus sollte nicht zu lange anhalten. Im öffentlichen Leben und in der Wirtschaft wäre die Folge eine Katastrophe. Im persönlichen Leben ist das nicht anders. Deshalb gilt, nach Möglichkeit alles in Bewegung zu setzen, um diesen Zustand zu verhindern. Im sozialen und im wirtschaftlichen Bereich sind schnell Partner gefunden, die individuelle Stärken einbringen können und sich mit besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammenfinden oder bei der Lösung von Konflikten herangezogen werden können. Die gemeinsame Suche auf dem Weg aus schwierigen Situationen führt meist zum Erfolg, wenn Einigkeit im Vorgehen und der Zielsetzung gefunden sind.
Die daraus entstehende Stärke schafft eine neue Qualität der Zusammenarbeit für künftig zu bewältigende Krisen. Denn eins ist sicher, die nächste kommt bestimmt. Es gibt Umstände, in denen Personen auf sich allein gestellt die Chancen einer Krise entdecken und beim Schopf packen müssen. In der Überzeugung, dass jede Krise auch eine Chance der Entwicklung und der positiven Veränderungen ist, liegt auch die Kraft, nach eigenen Stärken zu suchen. Wenn sie nicht ausreichen, ist es legitim, sich Unterstützung zu holen.
Hilfe zu suchen und anzunehmen, ist aber immer eine Option und manchmal der einzig verbleibende Weg. Mit einem anderen Blickwinkel gesehen, werden Lösungsansätze leichter gefunden. Krisen der seelischen oder körperlichen Gesundheit bedürfen meist professioneller Hilfe.