Sei es, um nachhaltiger zu leben oder um Geld zu sparen: Gründe, warum es sich lohnt, Kleidungsstücke selbst zu nähen, gibt es viele. Hierbei haben DIY-Liebhaber viele unterschiedliche Stoffarten und Muster zur Auswahl. Im nachfolgenden Ratgeber werden schöne Stoffarten für Kleidung und exemplarische Verwendungsmöglichkeiten vorgestellt.
Kleidung selbst machen: Die passenden Stoffe suchen
Immer mehr Trägerinnen und Träger entscheiden sich dazu, individuelle Kleidungsstücke selbst anzufertigen. Viele von ihnen befürworten dies aus Liebe zur Umwelt. Wie eine Umfrage von Greenpeace ergab, sprechen sich immer mehr Modebewusste für Alternativen zum Neukauf aus. Dazu gehört es für rund ein Viertel der Deutschen, Secondhand-Kleidung zu kaufen oder selbst zu nähen. Ein wichtiger Beweggrund, um sich gegen Fast-Fashion zu entscheiden, ist die eigene Individualität. Wer mithilfe von Nadel und Faden Kleidung herstellt, kann sich selbst verwirklichen.
Sowohl die Langlebigkeit der Materialien, als auch die Verarbeitungsweise und der Stil lassen sich bei selbst genähten Kleidungsstücken frei bestimmen. Am Ende entsteht ein fair produziertes Kleidungsstück, auf das man zu recht stolz sein kann. Am Anfang steht jedoch die große Frage im Raum: Wo lassen sich die passenden Stoffe kaufen? Auch hier haben Anfängerinnen und Anfänger unterschiedliche Optionen.
Mitunter lassen sich auf Tausch- oder Flohmärkten tolle und teilweise neuwertige Vintage-Stoffe günstig erstehen. Wer “nur” repariert und ergänzt, findet dementgegen bereits im heimischen Kleiderschrank einige Ausgangsmaterialien. Daneben gibt es noch spezialisierte Stoffläden, die eine schier unendliche Auswahl an Stoffarten und Schnittmustern offerieren.
1. Baumwollstoffe
Baumwolle gehört zu den vielseitig einsetzbaren Stoffarten überhaupt. Kennzeichnend für diese natürliche Stoffart sind ihre dicht gewebten, widerstandsfähigen Fasern. Vorteilhaft an der Baumwolle als Stoffart ist in erster Linie ihre Widerstandsfähigkeit. Das Naturprodukt nimmt Feuchtigkeit gut auf und gilt als sehr hautverträglich. Nachteilig an Baumwolle sind die mitunter belastenden Produktionsbedingungen. Normale Baumwolle benötigt zum Wachsen viel Wasser und kommt im Produktionsprozess mitunter mit Schädlingen in Berührung. Um Mensch und Tier zu schonen, sollte man entsprechend zu zertifizierter Bio-Baumwolle greifen.
Prinzipiell sind den Verarbeitungsmöglichkeiten von Baumwolle kaum Grenzen gesetzt: Von normalen T-Shirts, über Unterwäsche bis hin zu kultigen Jeans ist alles möglich. Wie bei anderen Stoffarten gilt es, beim Nähen bestimmte Hinweise zu beachten. Bei Baumwolle ist es wichtig, die Nahtzugaben glatt auszubügeln. Da offene Kanten bei diesem Stoff leicht ausfransen, sollte man den Stoff zudem gut versäubern.
2. Chiffon
Kaum ein anderer Stoff steht in der Modewelt für eine solche Eleganz wie Chiffon. Gemeinhin wird Chiffon sowohl aus natürlichen als auch chemischen Fasern hergestellt. Aufgrund seiner transparenten und fließenden Eigenschaften wird Chiffon hauptsächlich für Lingerie und Abendgarderoben verwendet. Durch das leichte Gewicht und die Transparenz eignet sich Chiffon jedoch genauso gut, um Halstücher und Schals herzustellen. Wer das Material verwendet, muss sich zunächst für eine Stoffvariante entscheiden. Sehr beliebt sind Chiffonstoffe aus Polyester und Seide.
Vorteilhaft an Polyesterfasern sind ihr günstiger Preis sowie ihre Langlebigkeit und Pflegeleichtigkeit. Allerdings können Polyesterfasern einfacher reißen und sind weniger atmungsaktiv als natürliche Fasern. Seide wiederum schimmert als Naturfaser schön, ist hautfreundlich und sieht luxuriös aus. Allerdings ist es nicht so pflegeleicht wie Polyester und lässt sich auch nicht so vielseitig verwenden.

3. Cord
Er kommt und geht: Cord ist immer mal wieder Kult und als Stoffart aus der Mode nicht mehr wegzudenken. Neben der samtartigen Optik zeichnet sich Cord durch seine strapazierfähige Machart aus. Auch deshalb wird der reine Baumwollstoff gerne verwendet, um Hosen, Blusen oder auch Jacken herzustellen. Selbst bei Accessoires kommt Cord zum Einsatz: Viele modische Rucksäcke und Taschen, aber auch Beutel und Geldbörsen sind aus Cord gefertigt. Beim Verarbeiten sollte auf den Lauf oder den Stich geachtet werden. Auch beim Zuschnitt ist Vorsicht geboten: Wer zum Beispiel eine Hose aus Cord anfertigt, muss aufpassen, dass die Hosenbeine und der Stoff nicht ineinander geschoben werden.
4. Elasthan
Schon seit den 1960er Jahren wird das oft als Stretchmaterial bezeichnete Elasthan produziert. Aufgrund der überaus dehnbaren und elastischen Eigenschaften stellt man mit Elasthan vor allem eng anliegende Kleidungsstücke her. Bademode, aber auch Unterwäsche oder funktionelle Fahrrad- und Outdoorbekleidung besteht teilweise aus den synthetischen Fasern. Je größer der Anteil an Elasthan ausfällt, desto dehnbarer ist das Kleidungsstück. Bei der Pflege gilt: Elasthan darf nicht bei hohen Temperaturen gewaschen werden, da die Fasern sonst ausbeulen.
5. Fleece
Fleece ist als Velourstoff eine tolle Alternative zu Wollstoffen. Das liegt vor allem an den vorteilhaften Eigenschaften: Fleece gilt als wärmeisolierend, formbeständig und leichtgewichtig. Da sich Fleece sehr weich und flauschig auf der Haut anfühlt, kommt es bevorzugt in Pullovern, Jacken und Winteraccessoires vor. Aber Achtung: Fleecestoffe reagieren sensibel auf Feuer und Hitze. Deshalb sollten sie ohne Weichspüler bei 30 Grad schonend gewaschen werden.
6. Leinen
Leinenstoffe stehen seit einigen Jahren, nicht zuletzt aufgrund der ökologischen Aspekte, wieder hoch im Kurs. Traditionellerweise verwendet man die fein gewebten Fasern für Bettwäsche und Kleidung. Da die atmungsaktiven Leinen einen Teil der Luftfeuchtigkeit in die Umgebung abgeben, wirken sie im Sommer angenehm kühlend. Auch für Allergiker und Menschen mit empfindlicher Haut sind die Stoffe hervorragend geeignet. Nachteile bringt die reißfeste Naturfaser kaum mit, außer dass sie knitterempfindlich und etwas steif erscheint. Bei der Pflege sollten Leinenstoffe im Schonwaschgang bei maximal 30 Grad mit höchstens 800 Umdrehungen gereinigt werden.
7. Seide
Seide gehört zu den Stoffarten, die seit vielen Jahrtausenden auf der ganzen Welt verwendet werden. Da dieser Stoff mit hohen Produktionskosten verbunden ist, gilt er als sehr edel und luxuriös. Hauptsächlich ist die schöne Faser aufgrund ihrer feinen Textur und des schönen Faltenwurfs beliebt. So liegen die großen Stärken von Seide in der weichen und zugleich elastischen und festen Machart. Hauptsächlich lässt sich Seide für leichte Kleidungsstücke wie Krawatten und Schals, Sommerkleidung oder auch Brautmode verwenden.

8. Viskose
Als Viskose bezeichnet man einen halbsynthetischen Stoff, der sich hervorragend mit anderen Stoffarten kombinieren lässt. Aufgrund der weichen und saugfähigen Eigenschaften kommt Viskose in der Mode oft zum Einsatz. Ob Freizeitkleider, Blusen oder Shirts – Kleidungsstücke mit Viskose-Anteil gelten als hautschmeichelnd und bequem. Nicht ohne Grund wird der Stoff auch “Kunstseide” genannt und sollte sorgfältig verarbeitet werden. Beim Nähen sollten lediglich feine Nadeln eingesetzt werden, damit das empfindliche Gewebe nicht beschädigt wird. Und: Vor dem Zuschnitt sollte die Viskose vorgewaschen und gebügelt werden.